Paul hat uns drei Beispiele von Zensur in Nordamerika gebracht: Abraham Foxman von der Anti-defamation League und Peter Gelb, Chef der Metropolitan Opera, haben über die Oper “Death of Klinghoffer” von John Adams gesprochen. Gelb hat entschieden, die weltweit Liveübertragung (mehr als 2000 Kinos) abzusagen. In der Oper waren Meinungen von Palästinensern und Juden geäußert worden. Die Oper sei nicht anti-semitisch, trotzdem fürchtete Gelb die Reaktion der Leute. Foxman hat zugegeben, dass er die Oper nicht gesehen hat. Die Oper stammt aus dem Jahr 1985 und damals gab es wenige Proteste. Adams war empört. Die Leute sollten für sich selbst entscheiden, was sie von der Oper halten.
Die Toronto Symphony hat die Pianistin Valentina Lisitsa gefeuert (eine Ukrainerin aber ethnisch russisch), weil sie ihre Meinung über den Krieg in der Ukraine über Twitter geäußert hat. Das fanden einige Ukrainer “offensiv”. Interessant, dass die weltberühmten Künstler Valery Gergiev (Dirigent) und Anna Netrebko (Opernsängerin) keine Probleme mit der Metropolitan Opera haben, obwohl beide Vladimir Putin unterstützen.
Nur drei Tage vor der Uraufführung hat das New York Youth Orchestra ein Stück von einem jungen Komponist abgesagt, weil darin für 45 Sekunden das Horst-Wessel-Lied zitiert wurde. Einige jüdische Studenten hatten das beanstandet. Offenbar haben sie nichts von dem Stück, einer Verurteilung des Totalitarismus, verstanden.
Bruce hat uns einen interessanten Brief aus der Nazizeit gezeigt. Ein Beamter der Reichskanzlei hat einem jüdischen Musiker verboten weiter zu spielen.
Gabi hat uns von dem Buch “Literatur und Zensur in der Demokratie. Die Bundesrepublik und die Freiheit der Kunst” erzählt. Mike, Universitätsbibliothekar, gibt bekannt, dass die Bibliothek der UC Davis dieses Buch hat.
Die Kaffeehausgespräche in Davis machen im Juni und Juli Urlaub. Weitere Ankündigungen hier im Blog und per Newsletter.