2013

2013-01-26 03:19:00 Beim heutigen Kaffeehausgespräch habe ich mit meiner Einleitung über den Schweizer Germanisten Emil Staiger Verwirrung gestiftet. So war das nicht gedacht, aber das passiert manchmal… Meine Einleitung hat die Gäste im Salon etwas ratlos zurückgelassen und das Gespräch hat dann einige Umwege über norddeutsche Geographie, Buchhandlungen, Flohmärkte und das Waldhorn genommen, ehe sich zwei Erkenntnisse in Bezug auf Lektürelisten herauskristallisierten: 1. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man gar keine Liste erst noch zu lesender Bücher hat, weil alle neuen Bücher irgendwie langweilig erscheinen und man stattdessen die wiederliest, die man interessant gefunden hat. 2. Nicht alles, was man auf seine Leseliste gesetzt hat, muss man auch wirklich zu Ende lesen. Damit kündige ich an, dass das nächste Kaffeehausgespräch sich irgendwie der Klassik widmen wird.

2013-02-23 06:43:43 Das Thema “österreichische Kultur” hat viele Salongäste angezogen. In großer Runde haben wir über berühmte Österreicherinnen und Österreicher gesprochen. Dass man Kultur oft über die Herkunft der Schöpfer von Werken definiert, ist bei einem Land wie Österreich, dessen Grenzen sich in der Geschichte oft geändert haben, ein Problem. Wolfgang Amadeus Mozart war Bayer und Sigmund Freud wäre heute Tscheche. Zu Mozarts Zeiten hat Salzburg noch nicht, zu Freuds Zeiten Příbor noch zu Österreich gehört. Bei der Suche nach bekannten Österreichern sind wir auf Musiker gekommen, z.B. auf Franz Schubert, Johann Strauß und Falco… Und zum Schluss noch ein aktueller Hinweis: Vielleicht wird am 24. Februar der österreichische Schauspieler Christoph Waltz eine Oscar-Rede halten.

2013-04-03 19:24:44 Das Close Reading von Goethes “Osterspaziergang” hat mir sehr gut gefallen. Wir waren uns einig, dass das Gedicht nicht so gut funktioniert, wenn man dabei den Frühling im Upper Central Valley von Kalifornien statt den in Weimar vor Augen hat… Das Hervortreten aus den Beschränkungen einer ständischen Gesellschaft und das unbeschwerte, vordergründig natürliche Leben auf dem Land, das in diesem Gedicht gefeiert wird, hat mich auf die Idee für das nächste Kaffeehausgespräch gebracht: Aufklärung

2013-05-29 01:22:24 Im Kaffeehausgespräch von voriger Woche wurde die Frage gestellt, ob Bücher Wichtigkeit haben. Soweit ich sehen kann, war sich die Gesprächsrunde einig: Ja, Bücher sind wichtig… In der Diskussion wurde deutlich, dass wer zu einer Veranstaltung wie den Kaffeehausgesprächen geht, auch an die verändernde Kraft von Lektüre glaubt… Genannt wurde bei dem Gespräch vorige Woche wieder einmal – zum wievielten Male? – die Shakespeare-Übersetzung von Schlegel und Tieck. Ich erinnere mich daran, dass die häufige Nennung Goethes in den Anfängen dieses Salons dazu geführt hat, dass meine Ko-Salondame Maria ein Goethe-Verbot ausgesprochen hat. Mit der Schlegel-Tieck-Übersetzung möchte ich offensiver umgehen: Ich widme ihr das nächste Kaffeehausgespräch.

2013-06-29 02:46:49 Das heutige Kaffeehausgespräch hat Eva mit einer kurzweiligen und informativen Einleitung über die Schlegel-Tiecksche-Shakespeare-Übersetzung eröffnet… Shakespeare – ob als „deutscher“ Dichter vereinnahmt oder als beliebtester Autor des Sommertheaters – sagt allen etwas und hat jedem etwas zu sagen.

2013-09-29 04:12:37 In unserem gestrigen Kaffeehausgespräch sind viele Fragen zum Thema Rabenvögel beantwortet worden, z.B.: Was unterscheidet Raben von Krähen? Warum gelten diese Tiere als Unglückboten? Stehlen Elstern wirklich glänzende Dinge? Und wie viele Futterverstecke kann sich ein Eichelhäher merken? Die kurzweilige Einleitung der Gastsalonière Philine war voller erstaunlicher Fakten und Anekdoten und wir bekamen auch Abbildungen, unter anderem von Hans Huckebein, Wilhelm Buschs Unglücksraben, zu sehen. Daran hat sich ein Gespräch über die Rabenvögel in der Kultur angeschlossen, in dem sich langsam herauskristallisiert hat: Diese Tiere sind so intelligent, planvoll und vorausschauend, dass wir hinter ihren Blicken und ihrem Verhalten mehr vermuten – einen verzauberten Menschen oder eine höhere Macht.

2013-10-22 02:39:05 Mit einer kenntnisreichen Einführung in Geschichte und Gegenwart des Münchner Oktoberfests hat Gastsalonière Eva das Kaffeehausgespräch vorige Woche beginnen lassen. Ein Faktum, das mich dabei besonders interessiert hat, war die Popularisierung des sogenannten Wiesndirndls in den 1960er Jahren. Im Salongespräch ging es dann um die Frage, warum Bayern in Amerika als typisch deutsch wahrgenommen wird und warum das Oktoberfest immer nur mit Bier in Verbindung gebracht wird, wo es sich doch um ein Volksfest mit Attraktionen wie Karussell und “Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotin” handelt.

2013-11-17 17:58:01 Das November-Kaffeehausgespräch war dem Thema deutsche Einwanderer in Amerika gewidmet. Einige der Salongäste haben sehr Interessantes aus ihrer Familiengeschichte und über ihre persönlichen Erfahrungen berichtet. So haben wir zum Beispiel von shotgun marriages auf Auswandererschiffen, von preußischen Vorfahren und von Auswanderertöchtern gehört, die zu Ehren von Katherina der Großen auf den Namen Catherine getauft wurden… Das war das letzte von mir in Davis organisierte Kaffeehausgespräch und ich danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern! Besonders freue ich mich darüber, dass der Salon ohne mich weitergehen wird.

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