2014-01-30 10:57:57 Der Kaffeehausgespräche-Blog war für einige Zeit offline, weil er mit unerwünschter Werbung geflutet wurde. Das heißt aber nicht, dass wir in der wirklichen Welt untätig gewesen wären. Vielmehr hat Eva, Gastgeberin der Kaffeehausgespräche in Davis, das erste Treffen des Jahres 2014 vorbereitet, während ich, zurück am Ort der Anfänge des Salons, das erste Kaffeehausgespräch in Hamburg nach zwei Jahren organisiere.
2014-02-21 01:40:50 Beim Kaffeehausgespräch Ende Januar haben wir uns mit der Frage beschäftigt: “Warum (nicht) Deutsch lernen?” Es gab sehr Interessantes über die Motivation der Kaffeehausbesucher, Deutsch zu lernen, zu hören: familiärer Hintergrund, Liebe zur deutschen Literatur, ein ausgeprägtes Interesse für die deutschsprachigen Länder und Nützlichkeit im beruflichen Leben waren vorne dabei. Die Vorstellung, dass mit verschiedenen Sprachen verschiedene Denkweisen verknüpft sind, wurde angeregt diskutiert… Während Einigkeit darüber herrschte, dass das Erlernen einer Fremdsprache die geistige Beweglichkeit fördert und neue Perspektiven eröffnet, gab es sehr unterschiedliche Ansichten über Sinn und Unsinn von Anglizismen im Deutschen und Germanismen im Englischen. Besonders spannend fand ich die Frage, welches “Image” und welcher “zeitgeist” für welche Anleihen verantwortlich ist oder mit ihnen transportiert werden soll… Nach diesem sehr anregenden Start ins neue Kaffeehausgespräche-Jahr in Davis freue ich mich sehr auf unser nächstes Gespräch am 28. Februar.
2014-02-10 11:03:54 Das Hamburger “Kaffeehausgespräch” ist zurück. Wir starten neu mit einer Veranstaltung zum Andenken an die im Januar 2013 verstorbene “Granddame der Hamburger Literatur” Erika Werner. Sie war die Ideengeberin für die Kaffeehausgespräche und häufig Gast im Salon. Wer Erika Werners Veranstaltungen im Rahmen ihres Vereins S.T.I.L. e.V. gekannt hat, weiß, dass es ihr um die Verbindung von Sprachkunst und Musik ging. Literaturvermittlung? Nein, beibringen wollte sie erklärtermaßen niemandem etwas. Aber viele Besucher ihrer Veranstaltungen haben durch Erikas literarische Auswahl neue Bücher und Autoren kennen gelernt, haben sich an frühere Leseerfahrungen erinnert oder sind neugierig geworden auf unbekannte Texte. Und Erika Werners Einleitungen und erklärenden Worte zur Textauswahl waren informativ, haben Verbindungen hergestellt und Einsichten geliefert. Ist das nicht doch Literaturvermittlung? … Braucht es eine Didaktik, um Literatur genießen zu können? Oder geht das auch ohne System und spezielles Wissen? Beiträge dazu und über persönliche Erfahrungen mit S.T.I.L. e.V.-Veranstaltungen und Erika Werner sind willkommen.
2014-03-01 04:07:55 Nach einer sehr anregenden und fragenreichen Einleitung zum Thema “Essen” von Thomas haben wir beim heutigen Kaffeehausgespräch in Davis bezeichnenderweise zunächst über Tischsitten in verschiedenen Kulturen diskutiert – zum Beispiel, was man mit der linken Hand beim Essen anfängt… Es wurden Lieblingskochbücher herumgereicht und sich über Lieblingsspeisen, insbesondere aus der Kindheit, unterhalten. Dabei waren gefüllte Paprikaschoten, Kohlrouladen, Fondue, Dampfnudeln und Kaiserschmarrn. Regionale Unterschiede nicht nur der Speisen, sondern auch der Bezeichnungen kamen zur Sprache sowie die Beobachtung, dass überregionale Konzerne auch Sprache vereinheitlichen (“lecker” und “Sahne” etwa in Österreich salonfähig machen)… Die Verknüpfung von Essen und Kultur zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion. Anlässlich des jüdischen Challah und des weltlichen Zopfes haben wir schließlich über Brauchtumsgebäck sowie kulturelle Herkunft und Funktion von Speisen gesprochen. Nach dieser appetitanregenden Diskussion bei kaiserlichen Süßspeisen haben wir uns für den 28. März wieder verabredet.
2014-03-17 18:59:09 Reges Interesse weckte das Thema „Notizbücher“ beim März-Kaffeehausgespräch in Hamburg. In der Einleitung präsentierte Detlef nicht nur Alexander von Humboldts Reisenotizen, sondern gewährte uns auch einen Einblick in seine eigenen Aufzeichnungen, z.B. Lektürenotizen zur Reisevorbereitung. Es zeigte sich, dass es bei aller Individualität eine Überschneidung bei der Verwendung von Notizbüchern gibt. Die Quintessenz aus dem, was wir an dem Abend über Notizen von Autoren wie Franz Kafka oder Arno Schmidt und über die Gewohnheiten der Salongäste gehört haben: Notizen helfen dabei, den Speicher Gehirn zu entlasten und den Gedanken eine Richtung zu geben. Ich danke allen Gästen und dem Salonhund für die Teilnahme!
2014-04-21 01:02:52 Nach einer sachkundigen Einleitung von Paul haben wir angeregt über die Aufdeckungsarbeit von Edward Snowden und die allumfassende Spionagepraxis der NSA diskutiert. Wir kamen dabei erwartungsgemäß auf Grundsätzliches wie die Frage nach persönlicher Freiheit versus Sicherheit zu sprechen. Es ging nicht nur darum, ob die Spionagepraxis der NSA überhaupt zu mehr Aufklärung führt oder wem und was sie dient, sondern auch darum, inwiefern durch solche und andere sogenannte Anti-Terror-Maßnahmen eine Kultur der Angst geschaffen wird.
2014-04-26 05:23:30 Beim heutigen Kaffeehausgespräch haben wir über den sprachlichen Leihverkehr zwischen dem Deutschen und dem Englischen gesprochen. Ein Ausgangspunkt war die Belustigung, die Importe aus unserer Muttersprache in eine andere Sprache hervorrufen können… Der Werbespruch der Parfümeriekette Douglas “Come in and find out” wurde etwa als Aufforderung verstanden, hereinzukommen und wieder hinauszufinden… Wir haben überlegt, inwiefern die Ablehnung englischsprachiger Entlehnungen in Klagen über ein “Denglisch“, das das korrekte Deutsch verdränge, Ausdruck einer tiefersitzenden Verunsicherung des eigenen Selbstverständnisses angesichts einer globalisierten Welt sein oder mit einem negativen Image der Jugendsprache zusammenhängen könnte. Diverses anderes wurde gestreift: Lieblingsentlehnungen und Pseudolehnwörter (stein, der Beamer), die Wege von Germanismen über das Jiddische ins Englische (mensch, schlepp), verschiedensprachige idiomatische Wendungen, Kompositabildung und Akronymverwendung, Literaturübersetzung. Auch ein Thema und Termin für den nächsten Salon in Davis wurde gefunden: Er soll am 30. Mai zu Literaturverfilmungen stattfinden.
2014-06-11 23:13:28 Dass Thomas Mann begeistert über den Ersten Weltkrieg war, ist bekannt; Knut Hamsuns Unterstützung für die Nazis ist gut dokumentiert; und Sibylle Lewitscharoff äußerte sich vor Kurzem in einer öffentlichen Rede menschenverachtend zur Reproduktionsmedizin. Darf man deshalb die Romane von Mann, Hamsun und Lewitscharoff nicht mehr gut finden? Wie sehr diskreditiert eine moralisch zweifelhafte Ideologie eines Autors oder einer Autorin das Werk? Sind gesellschaftspolitische Äußerungen vom literarischen Schaffen eines Schriftstellers zu trennen? Hebt ein Umdenken wie im Fall Thomas Manns alle früheren Äußerungen auf? Überdeckt die literarische Qualität des Werks die Charakterschwäche seines Schöpfers? Über diese Fragen werden wir bei der Juni-Ausgabe der Kaffeehausgespräche sprechen.